Heritage - Geniale Göttin, Film über Hedy Lamarr, ohne die Schauspielerin gäbe es weder WiFi noch Bluetooth
Der Film zeigt die verschiedenen Facetten: „Geniale Göttin“ – Hedy Lamarr – im Labor. Foto: The Everette |
Hedy Lamarr wurde als Hedwig Eva Maria Kiesler am 9. November 1914 in
Wien geboren. Sie war das einzige Kind einer jüdischen Bankiersfamilie.
Die Lamarr galt zu ihrer Zeit als die schönste Frau im Film, wenn nicht
gar der Welt. Aber sie war auch eine der umstrittensten Schönheiten
überhaupt. „Es ist für Frauen immer noch schwer, in der Technik
anerkannt zu werden – gerade für eine Frau wie Hedy. Ihre Schönheit hat
den Blick verstellt auf das, was hinter der Fassade steckt“, beschreibt
Forscherin Anja Drephal von der Humboldt-Universität in Berlin das
Schicksal der 1914 geborenen und 2000 gestorbenen österreichischen
Schauspielerin Hedy Lamarr. Das motivierte auch Peter Fotheringham vom
Kino Sweet Sixteen im Depot den Film zur Premiere in Dortmund zu zeigen.
„Zur Premiere verlosen wir unter den Zuschauern eine Hörbuchfassung des
Filmes“, sagt Fotheringham.
by Earl of Cruise
Hedy Lamarr steckt hinter unserem modernen Kommunikationssystem
Ihr Aussehen war zugleich auch ihre Herausforderung. „Wer weiß denn
heute überhaupt, dass diese auf ihr Aussehen reduzierte Frau im Grunde
ein wissenschaftliches Genie war“, erklärt Fotheringham. „Denn wegen
ihres Aussehens wurden die intellektuellen Fähigkeiten der Schaupielerin
unterschätzt, wenn sie überhaupt gesehen werden wollten in einer
sexistischen, von Männern dominierten Welt.“ Ab Donnerstag, 16. August
2018, startet die Dokumentation ,Geniale Göttin‘, Regie: Alexandra Dean,
über Hedy Lamarr im Sweet Sixteen im Depot in der Immermannstraße.
Der von Susan Sarandon koproduzierte Film erzählt, wie die
wissenschaftliche Arbeit von Lamarr die moderne Kommunikation
vorangetrieben hat und zeigt auf, wie sie geholfen hat, Wi-Fi zu
erfinden, oder wie wir einfach zu ,Homo Sapiens Mobilphone‘ wurden.
Die Geschichte der Hollywood-Legende ist wirklich eine
außergewöhnliche, und reif für das Erzählen – die Lamarr, eine
glamouröse und schöne Hollywood-Verführerin ist auf dem Gipfel der
Filmindustrie. Wird aber dennoch als sexuelle Trophäe behandelt und
immer wieder intellektuell unterbewertet.
Doch ihr wissenschaftliches Know-How führt zu einem Durchbruch in der
Militärtechnologie und öffnet den Weg für moderne
Kommunikationsmethoden wie Bluetooth und Wi-Fi. In der ZDF Fernsehserie
`HISTORY´ lief vor einiger Zeit ein Beitrag über berühmte Erfinder, die
niemand kennt. Darunter war auch die Hollywood-Legende Lamarr.
„Verblüffend und faszinierend mit welchem Intellekt sie ausgestattet
gewesen sein muss“, sagt Suse Solbach vom Sweet Sixteen. „Ihr Schicksal,
nicht anerkannt worden zu sein, was außer ihres Aussehen war, wirft ein
Schlaglicht auf das immer noch herrschende Frauenbild.“
Hedy Lamarrs Image – die intellektuelle Schönheitskönigin und Sexbombe
ZIEGFELD GIRL, Hedy Lamarr, 1941. Foto: NFP |
Sie ist mit der ersten Nacktszene in die Filmgeschichte eingegangen
und überhaupt bekannt geworden, und sie porträtierte zudem einen
Orgasmus – es war 1933 in dem Film ,Ekstase / Ecstasy‘, Regie: Gustav
Machatý. Die ,Strange Woman‘, so der Titel eines Filmes mit Lamarr, war
überdies so viel mehr als eine einfache schöne Frau auf der Leinwand.
Mit dem Komponisten George Antheil entwickelte sie zu Beginn des
Zweiten Weltkrieges ein Funkleitsystem für alliierte Torpedos, das mit
Hilfe von Spreizspektrum und Frequenzsprungtechnik die Bedrohung des
effektiven Störfunkes durch die Achsenmächte überwand.
Mandl, ihr erster Ehemann, fünf weitere sollten folgen, gab angeblich
280.000 US-Dollar (das entspricht heute etwa 5,4 Millionen US-Dollar)
für den erfolglosen Versuch aus, den Film zu unterdrücken, indem er jede
vorhandene Kopie ihres Filmes ,Ecstasy‘ kaufte. Der Film ,Ekstase /
Ecstasy‘ wurde in Europa, Tschechoslowakei, produziert und war nicht
konform mit dem lächerlichen Hays Code, der jegliche Darstellung
körperlicher Zuwendung und jegliches, nicht den prüden Normen
entsprechendes Verhalten im Film verbot.
Die Verurteilung und Zensierung des Filmes in Deutschland aber machte
den Film berühmt. ,Exstasy‘ wurde zu einem Kassenschlager mit damals
1,5 Millionen US-Dollar aus der zensierten und nicht zensierten Version.
Obgleich der Film zuerst verurteilt wurde und das Image von Lamarr in
Stein gemeißelt schien – sie wurde The exotic European Beauty. Das
Schicksal von Lamarr war ähnlich dem von Frances Farmer, die sich nicht
in den Bilderrahmen von Hollywood pressen lassen wollte und revoltierte.
Hedwig Eva Maria Mandl bestieg den Liner NORMANDIE und verließ das Schiff als Hedy Lamarr
1937 floh sie vor ihrem eifersüchtigen Ehemann und Kontrollfreak
Friedrich Mandl – einem österreichischen Waffenmagnaten mit engen
Verbindungen zu den Nazis. Sie war jüdischen Glaubens. Bis Le Havre
flüchtete sie inkognito mit ihrer Zofe und Vertrauten. Als Ehefrau von
Mandl, der die traditionelle Rolle der Frau bei seiner Gattin
einforderte und sie aufgrund ihrer außergewöhnlichen Erscheinung als
sein privates Kleinod betrachtete, musste sie aufhören zu filmen. Mandl
dagegen, verwöhnte sie mit jeglichem Luxus, behandelte sie aber als
schönes Schmuckstück, das seinen Ruhm und Ansehen steigert.
Hedy Lamarr in einer Szene aus Ekstase. Foto: NFP |
Lamarr, damals Hedwig Mandl, begleitete ihren Mann auch bei
Gesprächen über Kriegstechnik. Hedy Lamarr hörte stumm, gelangweilt
spielend, zu, bemerkte und lernte, als Kind durch ihren Vater gefördert.
Lamarr beherrschte äußerlich die Rolle der gelangweilten Schönheit …
Der Film `Ecstasy´ erlangte 1934 nach dem Gewinn eines Preises in Rom
Weltruhm. In ganz Europa galt der Film als künstlerisches Meisterwerk,
während er in Amerika als übermäßig sexuell galt und vor allem bei
Frauengruppen und Evangelikalen negative Beachtung fand. Etwas, dass wir heute als Zensur durch die für Europäer lächerlichen FACEBOOK Algorhythmen erleben.
Genau diese Prüderie herrscht noch heute in den USA vor, wie der
zensorische Algorhytmus von Facebook beweist. Man könnte denken, das man
in den USA glaubt, dass Frauen schwanger würden, wenn sie den
Bauchnabel eines Mannes sehen. Aber Lamarr konnte nur schwer andere
Rollen übernehmen, was sie bestürzte und desillusionierte.
Lamarr wusste durch die veröffentlichten Passagierlisten, wann Louis
B. Mayer, Chef der MGM Studios, an Bord der ultra-luxuriösen NORMANDIE
sein würde, und buchte eine Überfahrt nach New York zum gleichen
Termin. Frau Mandl traf Mayer und überzeugte den MGM-Boss, sie unter
Vertrag zu nehmen.
Lamarr konnte Mayer neben ,Ekstase‘ einiges vorweisen. In ihrem
vierten Film ,Man braucht kein Geld‘ mit Heinz Rühmann und Hans Moser
hatte sie dann eine weitere Hauptrolle. Mayer änderte ihren Namen zu
Hedy Lamarr und sie spielte in der Folge in biblischen Blockbustern, die
mehr Hollywood-Dramen als biblische Geschichten waren, und anderen
seichten Filmen. „In ihren Filmen wurde Hedy simpel auf Schöenes Beiwerk
,heruntergebrochen‘“, erklärt Solbach.
Lamarr wurde als unbekannte, aber publikumswirksame, österreichische
Schauspielerin bezeichnet, was beim Publikum für Vorfreude sorgte. Mayer
hoffte, sie würde eine weitere Greta Garbo oder Marlene Dietrich
werden. Einem Betrachter zufolge, als ihr Gesicht zum ersten Mal auf der
Leinwand erschien, „Es keuchte jeder … Lamarr’s Schönheit nahm einem
buchstäblich den Atem.“
Lamarr, die Autodidaktin, stach zuweilen geschulte Wissenschaftler und Ingenieure aus
Obwohl Hedy Lamarr keine formale wissenschaftliche Ausbildung hatte
und hauptsächlich Autodidaktin war, hatte sie einen separaten Raum
voller wissenschaftlicher Bücher in ihrem Haus. Hier arbeitete sie in
ihrer Freizeit an verschiedenen Hobbys und Erfindungen, darunter eine
verbesserte Ampel und eine Tablette, die sich in Wasser auflöste, um ein
kohlensäurehaltiges Getränk herzustellen.
Das Getränk war erfolglos; Hedy Lamarr selbst sagte, „Es schmeckte
wie Alka-Seltzer.“ Der Aviator schlechthin, Luftfahrt-Tycoon Howard
Hughes, schickte selbst seine Flugzeug-Ingenieure wegen Aerodynamik und
anderer Probleme zu Lamarr. In einem Interview, kurz vor ihrem Tod,
sagte das Multitalent: „Howard unterstützte meine ,Bastel-Hobbys‘ aktiv.
Er stellte mir sein Team von Wissenschaftsingenieuren zur Verfügung und
sagte, sie würden alles tun oder machen, was ich wollte. Bei einer
Gelegenheit versuchte Howard, seine Flugzeuge so zu modifizieren, dass
sie schneller fliegen. Er bat mich um Ideen. Er verließ sich auf mich.“
Lamarr begann, die Aerodynamik der Vögel und die Formen der Fische zu
studieren und präsentierte ihm anschließend skizzierte Ideen, um
Flugzeugflügel weniger quadratisch und effizienter zu machen. „Ich
zeigte es Howard und er sagte: ,Du bist ein Genie‘.“ Manchmal braucht es
etwas mehr als Zeit, Ermutigung und Erkenntnis, jede Frau ist so viel
mehr als nur eine Schönheit. Sie wurde erst 2014 in die National
Inventors Hall of Fame aufgenommen. „Aus ihren Erfindungen machte sie
selber nie viel Hehl“, erklärt Anthony John Loder, „Meine Mutter hatte
aber für JEDES Problem eine Lösung …
Geniale Göttin Teaser
Lamarr und Antheil erhielten 1942 ein Patent, das 1959 endete. Doch
zunächst wurde die Erfindung von Lamarr und Antheil von der US Navy
abgelehnt … Schwingt da Rear-Admiral Adolphus Andrews mit: „Das ist ein
Navy Job!“, als der Konstrukteur des NORMANDIE helfen wollte, das
Schiff zu retten … ? … Wieder, arrogant, inkompetent und sexistisch, die
US Navy – wie kann eine Schauspielerin, ja schön, atemberaubend schön,
etwas Nützliches erfinden, sogar lebenswichtig für die
Kriegsanstrengungen der Alliierten? Und dann ist diese Schönheit eine
Fremde, aus Österreich … und ist nicht Österreich Teil unseres Feindes,
Nazi-Deutschland? In der Navy aber wusste man, dass Lamarr Jüdin war.
Nichtsdestotrotz erforschte die U.S. NAVY ihr Frequenzsprunggerät,
fand es aber unpraktisch. Lamarr schickte man zur Truppenbetreuung und
zu Kriegsanleihen-Zeichnungen gegen Küsschen geben lassen. Sie wollte
zum Krieg und zum Untergang Hitlers und seines Naziterror-Regimes
beitragen. Was Lamarr antrieb, war die unerträgliche Tatsache, dass auch
ihre Familie durch die Nazis, weil jüdisch, bedroht war. Verwandte von
Hedy Lamarr lebten noch in Europa. Sie schaffte es einzig ihre Mutter
vor dem drohenden Tod zu retten, und besorgte ihr eine standesgemäße
Passage .
Hedy Lamarr als Delilah in Samson and Delilah, MGM |
Beurteilen Sie ein Buch nie nach seinem Umschlag! Das bemerkenswerte
Leben von Hedy Lamarr, bekannt für ihre Schönheit – sowohl
Schneewittchen als auch Katzenfrau, basierten auf ihrem ikonenhaften
Bild mit einem skandalösen Privatleben und einer schlüpfrigen
Leinwandpersönlichkeit – die von ihren Hollywood-Kollegen in den 40er
und 50er Jahren als die schönste Frau der Welt angesehen wurde – ist nun
Gegenstand einer Dokumentation, die von der Schauspielerin Susan
Sarandon koproduziert und von Diane Kruger erzählt wird.
Der Film hatte am 11. November 2017, im Rahmen des Jewish Film
Festival in London seine europäische und britische Premiere: ,The Hedy
Lamarr Story‘ (in Deutschland ,Geniale Göttin‘) verfolgt die Karriere
der jungen Hedwig Kiesler von ihrer Kindheit im Vorkriegs-Wien, wo sie
die typische Ausbildung eines Mädchens der Oberschicht erhielt, über
ihre Flucht, verkleidet als Magd, von ihrem reichen ersten Mann, bis zu
ihrem Tod 2000.
Lamarr – rebellisch, unkonventionell und eigensinnig
Im Alter von 16 Jahren floh sie von ihrer Mädchenschule in der
Schweiz, um Schauspielerin zu werden. Die Dokumentation verwendet
Nachrichtenmaterial und Interviews mit den Kindern von Lamarr aus ihren
sechs Ehen. Zum ersten Mal zeichnet Regisseurin Alexandra Dean die Reise
von Lamarr nach London und später nach Los Angeles nach. In Hollywood
wurde Lamarr ein Star, nachdem sie mit Charles Boyer im Film ,Algier‘
aufgetreten war.
Doch im Mittelpunkt der neuen Dokumentation steht Hedy Lamarrs mehr
als nur ein wenig bekanntes Leben als erfolgreiche Erfinderin. Dies war
die größte Rolle von Hedy Lamarr, die Rolle als Erfinderin des
Frequenzsprungs während des Krieges, der aber unter dem Radar
verschwand. Der Dokumentarfilm würdigt Lamarr, deren brillanter Geist
mit ihrem Aussehen konkurrierte und gab uns die Grundlage für die Wi-Fi-
und Bluetooth-Technologien, die uns heute in Verbindung halten.
ALGIERS, Joseph Calleia, Hedy Lamarr, 1938. MGM |
Sehr oft scheint es, als sei Lamarr in ihren Filmen und Fotografien
etwas gelangweilt. Als ob sie unterfordert wäre, zumal sie von ihren
fehlenden schauspielerischen Fähigkeiten wusste. Doch Lamarr wurde von
ihrem Vater ernst genommen und er förderte von Kindheit an ihren
Wissensdurst und unterstützte seine Tochter.
Aber der Begriff „Spread Spectrum“ wurde nicht vergessen. Mit
besseren Technologien in den 1950er Jahren und Erfahrungen im Zweiten
Weltkrieg begannen andere Ingenieure, ähnliche Geräte zu erforschen und
entwickelten eine „Spread Spectrum“-Technologie für verschlüsselte
Kommunikation. Und während der Kuba-Krise wurden in den frühen 1960er
Jahren sichere Nachrichten mit den Konzepten ausgetauscht, die zuerst
von Lamarr und Antheil entwickelt wurden.
Späte Anerkennung: 2014 erfolgte die Aufnahme in die National Inventors Hall of Fame
Wiener Zentralfriedhof – Gruppe 33 G – Grab von Hedy Lamarr. Foto: Haeferl, Quelle: Wikipedia |
Mitte der 80er Jahre deklassifizierten die USA die „Spread
Spectrum“-Technologien und machten sie für die kommerzielle Nutzung
verfügbar. Dies wurde erst durch das von Lamarr mitentwickelte Konzept
„Spread Spectrum“ für das moderne Wi-Fi möglich.
Als die Electronic Frontier Foundation 1997 Lamarr für ihre Rolle bei
der Erfindung der „Spread Spectrum“-Technologie einen Pionierpreis
verlieh, stellte sie fest, dass diese Technologie „in den Produkten von
über 40 Unternehmen eingesetzt wurde, die Artikel vom Mobiltelefon bis
hin zu drahtlosen Netzwerksystemen herstellen.“ In den 20 Jahren danach
stellt man sich all zu leicht vor, dass diese Zahl stark zugenommen hat.
Hedy Lamarr wurde es nie wirklich gutgeschrieben, dass sie die
eigentliche Erfinderin von Geräten war, die zu sicherer WiFi, Bluetooth
und GPS-Kommunikation führten. Bis 1997: Mit der Anerkennung von der
Electronic Frontier Foundation, der Aufnahme in die National Inventors
Hall of Fame 2014 und jetzt endlich für ein breites Publikum mit dem
neuen Film – Geniale Göttin. Lamarr wurde letztendlich für ihr Gehirn
und ihre intellektuellen Fähigkeiten anerkannt.
Lamarr war eine Art Universalgenie, oder so … Lamarr wurde zu lange
Zeit nur auf ihre Schönheit reduziert. Erst Ende der 90er Jahre wurde
sie endlich für ihr Gehirn und ihre geistige Leistungsfähigkeit
anerkannt. In Österreich, Deutschland und der Schweiz ist am 9.
November, dem Geburtstag von Hedy Lamarr, nun der Erfindertag!
„Die menschliche Schönheit verblasst zu schnell, um Dauerhaft zu bestehen.“ – Hedy Lamarr.
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