ss NORMANDIE at sea (Quelle/Source: Wikipedia)
Ist das Aussehen Wichtig?by Earl of Cruise
Zuerst einmal für uns, die Spezies Homo Sapiens Sapiens (der moderne Mensch) - JA! Es erleichtert einem das Leben, den Lebensweg, die Partnerwahl ... Es gibt hinlänglich und ausreichend viele und gute Untersuchungen dazu. Und warum sonst stürzen wir uns in die Fitness Studios, boomen die Casting Shows für Super Models (wobei Models eigentlich eher auf anderen Wegen entdeckt werden), die Schönheitschirurgie ... ?
Schönheit liegt aber immer im Auge des Betrachters.
Natalia Vodianova by Mario Testino (Quelle/Source: ohlalalamag.com)
So wie wir für uns, den Menschen, ist das Aussehen auch
"verkaufsfördernd"- Schönheit steigert schlicht den Marktwert! Aber was
nützt der beste Marktwert, wenn man nicht die Grundregeln der Courtoisie
(Höflichkeit) und Respekt anderen gegenüber besitzt ... dann ist der
schönste Teller ein blödes A...Was für uns gilt, gilt auch für alles von Menschenhand geschaffene. Wir stehen bewundernd und staunend mit "ah´s" und "oh´s" vor dem Objekt, dass da scheinbar perfekt und harmonisch vor einem ist. Sei es ein Auto, ein Gebäude, ein Bild, eine Skulptur oder ein Schiff.
Das bringt mich zu einer interessanten Betrachtung.
Ist das Aussehen von Schiffen wichtig?
Nicht wenige beurteilen die NORWEGIAN EPIC von NCL als das wohl hässlichste Schiff, das je für eine Reederei gebaut worden sei.
Ich bin mir sicher, dass einige diesen vor vier Jahren gebauten Neubau der NCL schön finden, oder naja ... sie haben dabei bestimmt dann mehr ihren Inhalt vor Augen. Also ihre Ausstattung, das Design der Räume, der Möbel, das Essen an Bord, die Anlaufhäfen (das Routing), Und es gibt nicht wenige Verantwortliche in der Kreuzfahrtindustrie, welche sagen: "Es kommt alleine auf das was drin ist an! Er ist doch im Schiff und nicht draußen. Und wenn dann erkundet er die Gegend. Wie ein Schiff aussieht, ist den Kunden egal."
Gerade die letzte Aussage stimmt mich nachdenklich. Achten die Strategen und Neubauplaner und Architekten so wenig auf das was ihr Kunde vielleicht schön findet, oder seinem auge, und damit seinem Wohlbefinden gut tut?
Schaut man sich nun einmal die Serie von Neubauten für den internationalen Kreuzfahrt einmal an, so scheint es in der Tat, dass die Planer in den Etagen der Kreuzfahrtindustrie einen "Dingsbums" auf das Aussehen ihrer Schiffe geben. Wichtig ist was das Resort auf den Wasser (das Schiff) an Einnahmen in die Kassen spült.
Die selbst von ihnen gestartete Offensive zu Balkonen vor den Kabinen, führte das dazu, dass die Schiffe eher kartonartigen Hotelkomplexen an Land gleichen, als dass sie ein Schiff darstellen wollen ... Und es sei bitte nicht missverstanden: ich liebe einen Balkon in meinem Hotel an Land und auf dem Schiff. Und ich gönne ihn jeden! Diese Kastenbauweise ermöglicht dem Auftraggeber möglichst viele gleichartige Kabinen und Suiten (big State Rooms [große Kabinen] - Suiten sind eigentlich, und immer noch, eine Folge von durch Türen getrennte Räume) mit einem Balkon davor. Nur sollte es auch mehr als eine Hühnertrittleiter sein. Und das wiederum führt zu Einnahmen.
Nun bin ich wirklich der Ansicht, dass Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt - also ein rein subjektives empfinden ist. Aber Sie werden mir zustimmen, dass Schiffe wie die NORMANDIE der CGT von 1935, die BREMEN und EUROPA des NDL (heute HAPAG LLOYD Kreuzfahrten) von 1929/30, die FRANCE der CGT von 1962, die MICHELANGELO und RAFFAELLO der ITALIA von 1965 und die QUEEN ELIZABETH 2 der CUNARD (Geschichte) von 1969 auch heute noch als schön gelten können, vor allem, wenn man sie den heutigen Kreuzfahrtschiffen gegenüberstellt.
Sie alle haben einen harmonisch geschwungenen Bug, ein langes Vorschiff (der Platz zwischen den Aufbauten und dem Bug), eine elegante abfallende Linie zu einem gerundeten Heck hin und meistens sogar schöne und bewusst gewählte Designs für ihre Schornsteine. Heute sind es nur noch irgendwelche Rohre, welche irgendwie aus den aus Aufbauten emporwachsen (s. COSTA´s Neubauten). Ihre seitlichen Linien sind alles in allem gestreckt, und wirken dadurch wesentlich dynamischer.
Betrachtet man heutige Schiffe, so wirken wie ein Bus, der einem auf der linken Spur der Autobahn die schnelle Fahrt verwehrt ... oder waren es doch die LKW?
Eine besondere Ausnahme allerdings gibt es. Und sie zieht bei jedem ihrer Besuche in der Hansestadt Hamburg hunderttausende von Schaulustigen an - die QUEEN MARY 2 der CUNARD.
Aber auch sie ist ein, auf Gewinnmaximierung konstruiertes Resort auf dem Wasser. Aber sie lässt etwas erahnen, weshalb sich Nationen und Völker in ihren Schiffen wiedererkannten oder es zumindest glaubten.
Eine weitere Ausnahme stellen die Schiffe der DISNEY CRUISE LINES (facebook) dar. Es sind die DISNEY MAGIC, - WONDER, - DREAM und - FANTASY. Sie sind noch konsequenter in ihrem Design den Schiffen der "Golden Aera of Crossing", also der goldenen Zeit des Linienverkehrs zwischen den Kontinenten, angeglichen.
DISNEY ging bei dem Design der Schiffe sogar soweit, dass sie ihre potentiellen Kunden zuvor fragten, wie sie sich denn einen Ozeandampfer vorstellen würden, auf dem sie ihren Urlaub verbringen wollten. Heraus kam das aktuelle Design dieser in der gesamten Branche einzigartigen Schiffe.
Ihre Rettungsboote hängen zwar wie bei allen modernen Passagierschiffe "knapp" über der Wasserlinie, aber auf dem obersten Deck imitieren verglaste Ausbuchtungen, die bei allen Ozeanlinern oben angebrachten Boote.
Und die DISNEY Kreuzfahrtschiffe sind beileibe nicht Verlustbringer. Sie sind genauso knallhart für möglichst hohe Einnahmen konzipiert worden, wie die Hotelkästen, die rein zufällig vorne einen Bug haben und unter der Wasserlinie Schrauben, damit sie ihre Fracht - die Passagiere - von A nach B befördern können.
Jährlich verschwinden alte Schiffe aus den Prospekten der Veranstalter, weil sie nicht mehr an Kunden "verkaufbar" sind. Einmal weil sie einfach "altersschwach" geworden sind, zum anderen weil ihre Kabinen zu klein sind, sie keine Balkone haben, im Vergleich zu den Mega Kreuzfahrtschiffen zu viel Personal benötigen, und vieles mehr. Und meistens ist es kostengünstiger ein neues Schiff zu bauen, als ein altes auf den aktuellen Standard zu bringen. Und so finden sie ihren Weg zu den Abwrackern.
Aber so wie sich das Schöne, oder die Schönheitsideale, in den Zeitläuften ändern, so ändern sich auch unsere Sichtweisen auf die Schönheit, oder den Look, auf ein Auto, ein Gebäude oder ein Schiff.
Wurden z.B. P&O CRUISES´ ORIANA 1995 und AURORA 2000 als unschön angeprangert, so sind sie heute Klassiker auf den Weltmeeren, welche neben aller Nähe zu dem üblichen Kastendesign heutiger Tage, eine Linie haben (wenn auch eine "gestauchte").
Aber ein Klassiker wird erst nach Ablauf einiger Zeit ein Klassiker. Und unsere Kreuzfahrtschiffe von heute werden in einigen Jahren ebenfalls als Klassiker gelten.
Aber bei allem Verständnis für die Einnahmennotwendigkeiten, geht es nicht vielleicht doch mit ein wenig mehr Stil - also einem gewissen Gefühl für Formen, Proportionen und für das Auge angenehmen Linien?
Und solche "schönen Linien" fördern nebenbei den Stolz der Gäste an Bord, die sich um so lieber vor den "schönen Linien" eines Schiffes stolz photographieren lassen, wenn es allgemein als Schönheit betrachtet wird. Und das fördert den nicht zu unterschätzenden Wiederholungsfaktor. Mit der äußeren Schönheit (aus dem Auge des jeweiligen Betrachters!) wächst der Stolz damit über die Meere gesegelt zu sein.
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