Die Katastrophe
der ss TITANIC
by Earl of Cruise
ss OLYMPIC, sister vessel to ss TITANIC, in her appearance after the sinking of ss TITANIC © coloured by Daryl LeBlanc
Innerhalb des vergangenen
April und in diesem Mai 2016 hatten wir zwei Jahrestage von geschichtlichen
Ereignissen in der Seefahrt, welches jedes für sich einen weitreichenden
Einfluss auf den Verlauf unserer Geschichte hatte.
Eines geschah
mitten im Frieden, und wird unter Historikern, weithin als der Beginn des
Niederganges des Britischen Empires angesehen. Das andere, während des Urknalls
des Ersten Weltkrieges, wird als das endgültige Ende einer alten Weltordnung.
Das erste
Ereignis geschah in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912. Es war die
TITANIC. sie galt damals als unsinkbar und war zugleich das luxuriöseste und
größte Schiff der Welt. Das größte von Menschen geschaffene, sich bewegende
Objekt. Die TITANIC riss auf ihrer Jungfernfahrt 1.514 Menschen in Tod, nachdem
sie einem Eisberg begegnete und sich den Rumpf perforierte.
Der Untergang der
TITANIC führte zu einer Konferenz, welche zu einer ersten Version der
"International Convention for Safety of Life at Sea" (SOLAS) führte - oder
drastischer: jedem Passagier ein Platz im Rettungsboot. Heute müssen weit mehr
Plätze in den Rettungsmittel vorgehalten werden, als Menschen an Bord eines
Schiffes sind.
ss TITANIC © coloured by Daryl LeBlanc
Gut sichtbar sind hier die jeweils Steuerbord (hier abgebildet) und Backbord angebrachten acht Rettungsboote zu erkennen.
Die damaligen
Regularien forderten für die TITANIC "nur" 16 Rettungsboote. Wobei
White Star einige mehr an Bord der TITANIC und OLYMPIC hatte. Diese Vorschrift stammte aus dem Jahre 1899, als es nur wenige Dampfer mit
wenig mehr als 15 000 Tonnen gab. Die Sturheit, mit dem diese völlig
überholte Regel stur auf die neuen Riesenschiffe angewendet wurde, ist ein
Schlüssel zum Verständnis der TITANIC Katastrophe.
Die damalige Klassengesellschafft spiegelte sich in der TITANIC wieder, wie auch in den Geretteten. 63 Prozent der 1.-Klasse-Passagiere gerettet wurden,
42 Prozent aus der 2. Klasse und nur 25 Prozent aus der 3. Klasse also der 706
Auswanderer im Zwischendeck der TITANIC, von denen
nur 178 überlebten. Die Wahrheit ist beklemmend! Die Auswanderer wurden nicht gehindert,
ans Oberdeck zu kommen, aber leider hat ihnen auch niemand gesagt, daß das
Schiff sinkt. Offiziere und Besatzung der TITANIC haben die
3. Klasse sich selbst überlassen. Wichtig waren die Passagiere der 1. Klasse.
Sie stellten die Gesellschaft dar. So blieben die meisten Menschen fast bis zum
Schluss an ihrem Platz im achteren Zwischendeck. Sie waren zu scheu, zu sehr in
ihren Klassenschranken verhaftet, um in die oberen Klassen hinaufzusteigen, und
unwillig, ihre geringe Habe zurückzulassen. Fatalistisch fast, hofften und
beteten sie, bis es endgültig zu spät war. Als das Wasser in ihr Quartier
einzudringen begann, und Panik ausbrach, hatten alle Rettungsboote bereits
abgelegt.
Das Resultat war
eine menschliche Katastrophe.
Regularien wurden
überdacht und geändert, aber es begann auch der unerschütterliche Glaube an den
Fortschritt zu erschüttern. Wie auch der Glaube an die Beherrschbarkeit der
Natur zunehmend hinterfragt wurde. Sehr überspitzt formuliert könnte man
vielleicht sagen, dass sie einer der ersten Steine zu einem auf Nachhaltigkeit
und Ökologie sich wandelnden Bewusstsein wurde.
Und für was die
TITANIC alles herhalten muss ...
Zum
Größenvergleich mit dem gerade Schiff der Welt, zum Luxusvergleich - dabei war
der damalige Luxus nicht der von heute. Aber sie wird immer wieder herangezogen
als DAS luxuriöseste Schiff, welches jemals gebaut worden ist declariert. Selbst die
UNITED STATES muss sich mit der TITANIC vergleichen lassen. So in einer FOX
Morning Show, als die Übereinkunft zwischen der SS UNITED STATES CONSERVANCY
und CRYSTAL CRUISES bekannt gegeben wurde, das CRYSTAL die rostige alte Dame
BIG U wieder in Fahrt bringen will. Selbst die HINDENBURG, der stolze Zeppelin,
welcher in Lakehurst in Flammen aufging, und die COSTA CONCORDIA, die wegen
ihres "Capitano" Schettino sich den Bauch aufschlitze und kenterte,
werden mit der TITANIC gleich gesetzt. Auch der dramatische Untergang der EMPRESS OF IRELAND 1914 im Sankt Lorenz wird mit dem der TITANIC gleichgetzt.
Und auch für politische Kampagnen und Kommentierung politischer Ereignisse wird die TITANIC heran gezogen.
Beitrag aus FB zur die USA bewegende Transgender Toilettenfrage ...
Und dann all die
Gerüchte und Verschwörungstheorien, welche um das Schiff umher schwirren. Dass
die TITANIC das Blaue Band habe holen wollen - technisch unmöglich gewesen.
Dass sie gar nicht die TITANIC sondern die OLYMPIC war, und ein gigantischer
Versicherungsbetrug abgezogen worden sei. Es sind nur zwei der
Verschwörungstheorien, welche um die TITANIC kreisen.
Es ist wirklich
kaum vorstellbar, was da in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 passiert
ist.
Unzählige Seiten,
seriös bis unsäglich dumm, sind als Sachbücher und/oder Romane zwischen Buchdeckel gepresst worden, darunter
Comics, um Fragen die sich stellen, oder welche keiner hatte, abgehandelt zu
bekommen. Nicht zu vergessen die unzählbaren periodisch aufkommenden Zeitungs-
und Magazinartikel. Dazu die unzähligen Mengen an Zelluloid, die abgedreht
wurden - als Dokumentation, Action-Docu (Filmhandlung mit
Dokumentationsanteilen), Fiction Filme, Liebesfilme (`TITANIC´ von James Cameron, um nur einen zu nennen) ... Und gerade
der hat mit seiner Erscheinung einen wahren, den endgültigen, Hype ausgelöst.
Leonardo di Caprio und Kate Winslet, in Liebe und Schicksal verbunden, waren
schon sehenswert. Aber es hätte auch ein anderes Schiff sein können auf dem die
Handlung stattfand. Als Resultat hat Belfast ein TITANIC Museum. Daneben eines in Speyer. Eine
TITANIC Ausstellung reiste um die Welt. Sehr eindrucksvoll gemacht - ich war in der in
Hamburg. Dem TITANIC Wahn erlag auch REANAISSANCE DRUISES als sie ihre Neubauten R1 bis R7 mit TITANIC First Class Treppen verah.Und fast allen Kreuzfahrtschiffen der CARNIVAL GROUP gibt es Photowände mit genau dieser TITANIC Treppe, vor denen sich die Passagiere photographieren lassen ...
Dann gab es da einen Australier, Clive Palmer, welcher die TITANIC
nachbauen lassen wollte.
Projektierte TITANIC 2 von Clive Palmers BLUE STAR LINE © Titanic II Cruise Ship
Das Projekt kam über Konstruktionszeichnungen und
Wassertanktests nicht hinaus. In China gibt einen Freizeitpark mit einer
stündlich "versinkenden" TITANIC ... beides etwas ... sagen wir
einmal Pietätlos.
Kein Schiff ist
so mit Mythen und Legenden überfrachtet, wie die TITANIC. Sie ist das
berühmteste Schiff der Welt geworden. Sie ist unsterblich. Das zweitberühmteste
Schiff muss sich seinen Platz immer wieder mit der Rivalin ihrer Zeit messen -
NORMANDIE. Sie verbrannte im Hafen von New York aus Achtlosigkeit eines
Arbeiters beim Umbau zum Trooper und wurde durch die Inkompetenz der New Yorker
Feuerwehr und der Arroganz eines Navy Admirals vernichtet. Die QUEEN MARY
hingegen überlebte WWII und fristet ihr Dasein als reichlich misslungenes
Hotel- und Museumsschiff in Long Beach. Sie bricht der Stadt, sehenden Auges,
an ihrem Liegeplatz zusammen.
Ich bin ein Schiff
Afficionado, besonders die Passagierliner haben es mir angetan. Aber der Hype
um die TITANIC entzieht sich meinem Verständnis. Vielleicht bin ich zu
nüchtern? Bestimmt, denn ich glaube das Schiffe eine Seele haben. Aber warum in alles in der Welt muss man sich an dem Untergang, der fast wie eine gescheiterter Aufstand gegen die Götter des Fortschritts wirkt, so sehr echaufieren? Als sei der Tod, das Drama ein Lebenselixier ...
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