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Cruise - Luxus ... Genug von Kreuzfahrten? Warum nicht Seereisen? Warum nicht Luxus?

Seereisen und Luxus im Zeitalter der Kreuzfahrten im Massenmarkt
by Earl of Cruise

Die Geschichte der Seereisen und der Kreuzfahrt ist eine vielschichtige. Was uns heute an ihr fasziniert ist der Glamour vergangener Tage. Heutige Kreuzfahrtangebote spielen mit dem Image der luxuriösen Seereise aus den golden Tagen der Transatlantik Seereise.
Hecksee stern wake
Bis zum Aufkommen der Dampfschiffe waren die Passagiere der Paket Segler, u.a. die BLACK BALL LINE und die RED STAR LINE, zwischen der Alten und der Neuen Welt, dem Wind, dem Können und der Erfahrung der Kapitäne und ihrer Mannschaft angewiesen. Auch wenn solche Reisen zu damaligen Zeiten in der Ostrichtung relativ schnell waren, so konnten sie in der Westrichtung auch schon mal 3 Monate auf See bedeuten. Mit dem Aufkommen der Dampfer, zuerst noch aus Holz, vor allem auf dem Nordatlantik, dem schwierigsten aller Fahrgebiete, wurden zumindest die Passagezeiten verlässlicher. Und diese verringerten sich zusehends mit der verbesserten Technik der Dampfmaschinen und der Schiffe.
Von den Seereisen, als dem Inbegriff des Glamour, war man aber noch weit entfernt.
Erst als die Dampfer sich mit immer umfangreicheren Aufbauten aus ihren Rümpfen erhoben, wurden die Quartiere für die Passagiere auf den Schiffen immer luxuriöser. Die GUION LINE, WHITE START LINE  und INMAN LINE machten dem damaligen Platzhirsch CUNARD LINE mit neuem Luxus das Leben schwer. Dabei hatte sich CUNARD zu lange dem Luxus verwehrt. Auf dem Kontinent gab es seit den 50er und 60er Jahren des 19.Jhdt. weitere Wettbewerber, wie die COMPAGNIE GÉNÉRALE TRANSATLANTIQUE, der NORDDEUTSCHE LLOYD und die HAPAG. Der LLOYD "erfand" in den 1880er Jahren seine Flüsseklasse und die HAPAG die NORMANIA Klasse, COLUMBIA, AUGUSTA VICTORIA,  NORMANNIA, FÜRST BISMARCK. Die Quartetts der CGT, LA CHAMPAGNE, LA GASCOGNE, LA BRETAGNE und LA BOURGOGNE und der HAPAG erreichten einen bislang unbekannten Luxus zur See. Es begann nun eine Zeit, dass es fast ein gesellschaftliches "Must" wurde über den Teich, den Atlantik (in Großbritannien sagte man "pond") zu reisen, um einen Urlaub auf der anderen Seite zu machen. Vor allem in den USA begann sich die Grand Tour zu verbreiten.
Und es war dann auch die HAPAG, unter ihrem Passage Direktor Albert Ballin, damals Gesellschaftreise, wirklich eingeführt hatte.
Hapag Augusta Victoria Hapag-Lloyd Cruises
smpd* AUGUSTA VICTORIA (eig. Sammlung)
*Seiner Majestät Post Dampfer 
Aber erst in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich der wahre Glamour zur See. Man überquerte den Atlantik von beiden Seiten zur Erholung und Bildung auf der jeweils anderen Seite. Es waren die Roaring Twenties and Thirties.
Nach dem WWI überboten sich die einzelnen Reedereien auf dem Nordatlantik mit Komfort und Luxus, nachdem das allgemeine Reisen wieder begonnen hatte. Und weit mehr als vor dem Urknall des 1. Weltkrieges, wurden die Schiffe der Stolz ihrer Nationen. Besonders die Schiffe der CGT stachen hervor und zogen die Kunden der 1.Klasse an. Der COLUMBUS (1924), die FRANCE (1912) und die PARIS zogen durch ihren exzellenten Service und hervorragende Küche gerade das betuchte Klientel aus den USA an.
Berichtete die Presse schon vor dem auslösenden Attentat auf den Thronfolger des Habsburger Reiches über die VIPs an Bord der Schiffe, so wurden ihre Reisen ab den 20er Jahren geradezu gierig von den Bevölkerungen dies- und jenseits des Atlantiks aufgenommen. Die Reedereien gaben Passagierlisten an die Presse, damit die Photographen ihre Kameras in ihre Richtung hielten und nicht auf die Konkurrenz. Waren es zu Anfang die Stummfilmstars, Politiker und Mitglieder der Gesellschaft, so verstärkte sich der Presserummel mit dem Tonfilm. Die Massen an Land, welche sich eine Seereise, nicht des Vergnügens wegen leisten konnte, lechzte nach Bildern und Worten, die sie wie in einem Film einen Moment aus ihrem Dasein "befreiten".
Die Überfahrten der Transatlantikliner entwickelten sich vor allem durch die Prohibition in den USA zu einer tagelangen Party an Bord. Und gerade die "trockengelegten" US Bürger nutzten jenseits der 3sm Zone die Eröffnung der diversen Bars an Bord der Schiffe, welche nicht unter US Flagge fuhren.
Die Neubauten der CGT, ÎLE DE FRANCE, und des NDL, die BREMEN und die EUROPA, lösten einen erneuten Schub in Punkto Geschwindigkeit, Technik und Luxus auf dem Nordatlantik aus. Sie wurden die Vorboten zu überbordendem Luxus mit der NORMANDIE der CGT. An Bord spielte sich, in seinen eigenen, eleganten Rhythmen das Lebens in der ersten Klasse in einer Welt eines außergewöhnlichen Komfort. Es gab Schwimmbäder, einen Tennisplatz , einen Wintergarten, ein Kino/Theater (das erste auf See überhaupt), nach dem Abendessen im größten jemals auf einem Schiff eingebauten Speisesaal, der jedem Vergleich mit dem Spiegelsaal von Versailles standhalten konnte, tanzte Mann in schwarzem Anzug mit Fliege und die Damen in großer Garderobe im Grand Salon. Ein Souper konnte man zur Nachtstunde im Café Grill einnehmen, nachdem man die großartigste Treppe hinauf gestiegen war. Die NORMANDIE legte 1935 zur ersten Reise nach New York ab und gewann dabei gleich das prestigeträchtige Blaue Band für die schnellste Überfahrt. Die NORMANDIE war besonders kostspielig mit opulenten Art Déco Design ausgestattet - fabelhafte Wandpanele schmückten ihre Wände, wie auch Saint Gobain Glas getäfelte Wände im Speisesaal. Es war die Arbeit von Künstlern aus Frankreich, wie Jean Dupas und Jean de Brunhoff. Die Salons waren mit Möbel aus Mahagoni, Makassar Ebenholz und Bronze eingerichtet. Der Speisesaal lag komplett Innen, weshalb für ihn ein neues Beleuchtungskonzept entwickelt wurde. Zwölf riesige Säulen und schier unzählige Pilaster an den Wänden aus Lalique Kristall beleuchteten den immensen Saal. Die Gäste waren davon so verzaubert, dass die NORMANDIE als "Schiff des Lichts" bekannt wurde.
ss te Normandie CGT French Line Cie Gle Transatlantique
NORMANDIE ahead of New York © Daryl LeBlanc
Der ss NORMANDIE blieben gerade einmal etwas mehr als vier Jahre (Mai 1935 bis Spt 1939) für ihren Liniendienst zwischen Le Havre und New York. Sie wurde eine Legende und beherbergte berühmte Gäste wie Marlene Dietrich, die Frau des Französisch Präsident Lebrun, Douglas Fairbanks jr., Colette, die Kennedy´s, Ernest Hemingway, Fred Astaire, den pikant-ironischen Noel Coward und Irving Berlin. 
Art Deco
Es war kein Zufall, dass im Jahr 1934, Cole Porter´s Musical `Anything Goes´, auf dem  Broadway ein Triumph in dem Jahr war. Es spielte auf einem riesigen Liner von Europa nach New York. Überfahrten auf dem "Bateaux de Lumière" waren mit ihrer ersten Transatlantikreise ein "must" der Gesellschaft auf beiden Seiten des Atlantiks und eine 4 Tage andauernde Party. 
Wie Kurt Ulrich formulierte, war es zwingend in der Gesellschaft auf ihr gereist zu sein, um dazu zu gehören ... Man reiste damals mit Unmengen von Kleidung zum Wechseln und benötigte dazu Steamer Trunks (Überseekoffer). Selbst in der II. Klasse reiste man damals mit Stil.
Louis Vuitton steamer trunk Überseekoffer
Im Sept 1939 endete die Party auf den Ozeanen. Denn nicht nur auf dem Nordatlantik reiste man luxuriös. Im Pazifik kreuzten die "White Ships" der MATSON LINES von Amerika nach Australien. Die CANADIAN PACIFIC dampfte aus Vancover nach Japan und China. Der Südatlantik sah die luxuriösen Schiffe der ROYAL MAIL LINES, der HAMBURG SÜD und der COMPAGNIE SUD-ATLANTIQUE.
Nach dem Ende des WWII war die Welt eine andere.
In den 50er Jahren des letzten Jhdt. erschienen die britische COMET, die US amerikanischen BOEING 707 und DOUGLAS DC-8. Vor allem die amerikanischen Düsenclipper übernahmen ab 1958 immer Passagiere auf dem Nordatlantik und später in den 70ern auch auf den Fernstrecken, z.B. nach Australien. Ein zusätzlicher Todesstoß für die Passagier Linienschifffahrt war die Ölkrise der 70er Jahre.
Aber wir erinnern uns noch an den Gendarmen in New York mit Louis de Funes. Er reiste mit seiner Gendarmerie Truppe auf der FRANCE `Der Gendarm vom Broadway´ (Le gendarmeà New York) nach New York. 1967 sprang Sophia Loreen als Gräfin von Hongkong in Charlie Chaplins Film in San Francisco von Bord eines AMERCAN PRESIDENT LINES Liner. Oder Jane Russel gleich zwei Mal an Bord der LIBERTÉ - `The FrenchLine´ und `Blondinen Bevorzugt´ (Gentlemen Prefer Blondes). Auch die AMERICAN EXPORT LINE ließ eine Serie an Bord ihrer "Sun Lane" Schiffe ins Mittelmeer drehen. In Deutschland kreuzte Heinz Erhardt in `Drillinge an Bord´ auf der HANSEATIC I. Und später zog die HANSEATIC II als `Das Ferienschiff´ über den Fernseher. Sie wurde zum Blue Print der US TV Kreuzfahrt Serie `Love Boat´ und dem deutschen TV Ereignis `Das Traumschiff´. Allerdings bildeten die Filme und Serien in keinem Fall die Realitäten wieder.
Die Liner, die "Ship of State", verschwanden vom Nordatlantik. Ihre neuen Einsatzgebiete war die Kreuzfahrt. Ein damals extrem exklusiver Markt. Mit einem überschaubaren Angebot von wenigen Schiffen, die damals echten Luxus boten.
Aber in den 70er Jahren begannen Reeder und deren Investoren in neue Schiffe zu investieren. Dazu suchten die Marketing Strategen nach neuen Kunden. Man entdeckte den Mittelstand als Kunden der Zukunft und richtete sein Marketing auf ihn aus. Ein Meister dieser Strategie war CARNIVAL. Dabei musste Ted Arison auf seinem ersten Schiff während der ersten Kreuzfahrt mit seiner MARDI GRAS, ex EMPRESS OF CANADA, einmal das Schiff von einem Riff bekommen und zudem im Casino an Bord Geld für Treibstoff im Tank sammeln. Heute ist CARNIVAL ein Gigant in einer Industrie, die sich vom Ursprung weit, sehr weit entfernt hat.
Das Schiff ist jetzt das Ziel. Selbst in den Häfen bleiben viele Passagiere an Bord und genießen ihren erschwinglichen Luxus - you get what you pay for. Vor allem, weil es dann in den Häfen "leer" an Bord ist ... Und viele Bordangebote sind zudem billiger zu haben.
Beständig steigen die Zahlen der Kabinenbetten auf den modernen Kreuzfahrtschiffen. Aus einer kleinen Nische für Luxus Reisende entwickelte sich ein Massenmarkt mit immer größeren Schiffen für immer mehr Passagiere an Bord. Anfangs hatten die Schiffe zwischen 500 bis 700 Betten. Jetzt kommen Schiffe mit bis zu 7.000 Bettenplätzen ... Die Anzahl der Crew, also der dienstbaren Geister, stieg bei weitem nicht so rasant.
Derzeit findet man fast nur noch schwimmende Mega Resorts, die versehentlich auch mal einen Hafen brauchen.
NORWEGIAN EPIC von NCL
Nicht immer waren die Schiffe, Passagierschiffe, auf den Meeren schön, oder elegant. Mit schönen Linien, die dem Auge des Betrachters schmeichelten. Auch in der "guten alten Zeit" waren Schiffe in erster Linie Zweckkonstruktionen, die Geld verdienen sollten. Heute ebenso oder besonders. Es gab einmal ein Schiff, dass sowohl Geld für den Reeder verdiente und nebenbei auch schön und technisch seiner Zeit weit voraus war - die NORMANDIE der CGT.
Die Demokratisierung der Kreuzfahrt, erfüllt zum einen den Traum vieler Menschen einer Seereise. Aber andererseits führen die "Tiefstpreise" zu hohen Passagierdichten auf den Schiffen, die des Image Willen alle als "Luxus" angeboten werden.
Ein wenig Nachdenken ist auf jeden Fall angebracht. Viele Passagiere auf einem Schiff bedeuten auch viele Touristen in einem meist kleinen Ort. In Städten wie Barcelona oder ähnlich großen Städten macht das keine Probleme. Aber in kleinen, malerischen Städten oder auf kleinen Inseln sorgen diese Menschenmengen für Probleme. Auch wenn sie Geld in die Geschäfte spülen. Der Traum in den Städten, aber auch an Bord kann sich schnell in einen Albtraum verwandeln. Vom hinterlassenen Abfall einmal abgesehen. Das Streben nach einem erreichbaren und bezahlbaren Urlaub auf dem Meer ist ein Massenphänomen geworden. TV Shows wie `Love Boat´, `Verrückt nach Meer´ (Doku Soap) oder `Das Traumschiff´ haben den Wunsch nach der Erreichbarkeit durch die Massen verstärkt. Rund um das Mittelmeer oder in der Karibik wird es langsam eng. Der Traum könnte schal werden und sich in einen Alptraum verwandeln.
Dieser Massentourismus hat nichts gemein mit dem Traum, welcher immer noch unterschwellig vermittelt wird - der Glanz aus der großen Epoche der Transatlantik Liner der späteren 20er, der 30er Jahre und den Nachkriegsjahren der 50er und 60er. Wobei es nach dem Krieg schon rapide bergab ging.
Die Kreuzfahrt als Massenveranstaltung für jedermann wird selbst für die Reedereien problematisch. So wie ihre Schiffe wachsen müssen, um kosteneffektiv eingesetzt zu werden, müssen auch die Gesellschaften selber immer weiter wachsen. Entweder durch immense Flottenerweiterungen wie bei MSC, oder zuerst durch Zukäufer, inklusive einer Bieterschlacht (CARNIVAL lieferte eine lange Bieterschlacht um P&O und PRINCESS CRUISES) und letztendlich auch hier Flottenwachstum.
Vor einiger Zeit las man im britischen WORLD OF CRUISING Magazin einen Artikel zu den Neubauten, die trotz der Wirtschaftskrise in See gehen - Sie (die Reeder) bauen und die Gäste buchen. Dabei werden die Schiffe immer mehr zu Resorts und zu einer Destination an sich. Und der Hafen, welcher angelaufen wird immer unwichtiger. Denn der Gast an Bord muss zu seiner gebuchten Reise weiteres Geld an Bord lassen, damit die Rechnung aufgeht. 2015 lag weltweit der durchschnittliche Reisepreis bei US$ 1,350. Die Reeder benötigten aber US$ 1,779, um einen Vorsteuer Gewinn je Gast von US$ 226 zu erzielen ...
Diese neuen Kreuzfahrtschiffe müssen in Folge dieser Einnahmesituation zwingend auf Kosteneffizienz getrimmt werden. Heute weit mehr als jemals in der Geschichte.
Eine Folge der Kosteneffizienz sind auch Unfälle auf See, wie Maschinenraumbrände - die ZENITH, die COSTA ALLEGRA im Indik, die COSTA neo CLASSICA, die COSTA LUMINOSA, die CARNIVAL TIRUMPH, die - LIBERTY, die - PRIDE, die AZAMARA QUEST, die GRANDEUR OF THE SEAS, die JEWEL OF THE SEAS, die LE BORÉAL, die SILVER SPIRIT, die BOUDICCA, die ORIANA, die INSIGNIA, die THOMSON CELEBRATION, die NORDLYS und selbst auf der DEUTSCHLAND brannten die Maschinenräume. Einer der Gründe sind die "preiswerten" Maschinenraum Crews ... Und dann gab es da noch diesen speziellen Capitano, der seine COSTA CONCORDIA zu dicht an Giglio vorbeisegelte und sich à la TITANIC den Bauch aufschlitzte und zum Glück nur Kenterte. Nur dank der Crew mit nur 43 Toten - zu viele. Der Capitano war sicher nicht unterbezahlt, aber ziemlich inkompetent, und ohne "zu wissen wie ihm geschah, in einem Rettungsboot gelandet". Es hätte weit schlimmer enden können. Und kürzlich segelte die ANTHEM OF THE SEAS durch einen Sturm auf dem Nordatlantik ... Einen Badewannen Cruiser in einem der gefährlichsten Seegebiete der Welt zu segeln ist schon ein Abenteuer in sich.

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