Die
schöne Hamburgerin - ts HANSEATIC
Die
HANSEATIC I, ex SCOTLAND, ex EMPRESS OF SCOTTLAND, ex EMPRESS OF JAPAN
by Earl of Cruise
by Earl of Cruise
ts HANSEATIC - Postkarte (eig. Sammlung)
Nasskalt hob
sich der Morgennebel aus der Elbe. Mit dem Bug Richtung Cuxhaven schob sich der
ganze Stolz der Hansestadt seewaärts: "Die schöne Hamburgerin" ...
Sie war in
der Tat eine Schönheit. Aus der alten als "Schrottland", in Hamburg
verspotteten Hülle, machten die Werftarbeiter ein Schmuckstück.
Auf ihr
machte ich meine ersten "Seebeine". Und sie ist es, welche mich mit dem
"Bazillus der Seefahrt infizierte". Diesen Erfolg muss ich ihr zu Gute halten.
Die
HANSEATIC I war in der Tat ein erfolgreiches Schiff, was auch an dem genialen
Axel Bitsch Christensen lag. Er perfektionierte den vor dem 1. und 2.Weltkrieg
gerühmten "deutschen Service", und ließ seine Crew immer lächeln. Aus
eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht gespielt war, wie wir es leider
auf den Kreuzfahrtschiffen heutiger Tage des öfteren leidvoll erleben können. Besonders auf den Schiffen der Massenanbieter sieht man immer wieder dieses "Freeze Frame" Lächeln.
Die ts HANSEATIC im Geiranger Fjord © Anders Bitsch Christensen
Die
Kreuzfahrten waren zu 87% ausgelastet. Dabei nahm die HANSEATIC max. 650 Gäste in einer Klasse an Bord. Die Amerikaner liebten "ihre" HANSEATIC
und den Service. Auf ihren Transatlantik fahrten transportierte die HANSEATIC
für die HAMBURG ATLANTIK LINIE 217.919 Passagiere aus Hamburg, bzw. Cuxhaven
nach New York und retour.
Nasskalt hob sich der Morgennebel aus der Elbe. Mit dem Bug Richtung Cuxhaven schob sich der ganze Stolz der Hansestadt seewärts: Die „schöne Hamburgerin” HANSEATIC, Hamburgs erste Linienverbindung nach New York seit dem Zweiten Weltkrieg.
An diesem Morgen winkten nur wenige von den Elbufern herüber. Das verstärkte an Bord das Gefühl, dass das Land bereits hinter dem Flaggenmast zurückgeblieben sei, schimmerte es doch nur diffus durch die weißen Schwaden.
An Deck: Eine ältere Dame, deren Absätze sich in das nasse Teakholz der Planken bohrten und eine Hand an der Reling festgekrallt. An der anderen Hand leichtfüßig ein kleiner Junge: Das war ich … So begann meine Liebe zur See und besonders zu diesem Schiff, der „schönen Hamburgerin”.
Die ts HANSEATIC war eine waschechte Britin, als sie 1929 das Licht der Welt auf der Bauwerft erblickte und 1930 für CANADIAN PACIFIC auf der Transpazifik-Route als EMPRESS OF JAPAN in Dienst gestellt wurde. Auf der Jungfernfahrt nach Yokohama stellte sie dann gleich unter Beweis, was in ihr steckte: sie gewann das pazifische Blaue Band und war das schnellste und zugleich komfortabelste Schiff auf dem Pazifik. In der Folgezeit bediente sie die Linie Vancouver-Yokohama-Kobe-Shanghai-Hong Kong.
Für die, mit der Hilfe von Eugen und Vernicos Eugenides, den ehemaligen Chefs von Axel Bitsch-Christensen und zukünftigen Direktor der HAMBURG ATLANTIK LINIE, geggründete Gesellschaft hatte nicht sofort das ausreichende Kapital, um sich einen Passagierschiffneubau gönnen zu können.
Die neue Gesellschaft legte einen Geschäftsplan vor, heute Businessplan, mit dessen Hilfe man Bundes- un d Landesbürgschaften erhielt, um das Projekt eines neuerlichen hamburgischen Transatlantik Passagierdienstes aufzulegen.
Damals war die EMPRESS OF JAPAN Teil eines den Globus umspannenden Dienstes, der CANADIAN PACIFIC, welcher im 19. Jahrhundert mit der Eisenbahnquerung in Kanada begann. Obgleich sie mit den ersten Kriegstagen 1939 in den Kriegsdienst ging, änderte sie erst 1942 den Namen auf EMPRESS OF SCOTLAND. Es war nicht länger opportun, mit dem Namen des Feindes am Bug gegen selbigen zur See eingesetzt zu werden. Bis 1948 machte sie dann ihren Dienst für die britische Navy. Dabei wurde sie nach dem Krieg zum Rücktransport von Truppen und Flüchtlingen eingesetzt.
Jeweils bis zu Beginn der Weltkriege hatte Deutschland mit seiner Handelsflotte eine führende Position auf den großen Transozean-Routen, besonders auf dem Nordatlantik nach den USA.
Der deutsche Service an Bord war weltberühmt und setzte kaum je erreichte Standards. 1922 führte das zu sehr schnellem Erfolg für den NORDDEUTSCHEN LLOYD und seinen Schnelldampfer COLUMBUS. Aber seit dieser Zeit hatte Hamburg kein wirkliches, reines Passagierschiff mehr für die Prestigeroute nach New York gebaut und eingesetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte man sich in Hamburg ganz konsequent auf die Frachtfahrt. Als dann die HAPAG etwas halbherzig versuchte, die von ihr bereederte ITALIA zu kaufen, was schließlich fehlschlug, wurde Axel Bitsch-Christiensen mit Vernicos Eugenides und seiner Home Lines aktiv. Sie gründeten die HAMBURG ATLANTIK LINIE mit einem Stammkapital von 6 Millionen DM. Weitere 16,5 Millionen DM wurden vom Bürgermeister Max Brauer und dem Senat der Hansestadt garantiert. Am 6. Januar 1958 übernahm der Hamburger Zigarettenfabrikant Philipp Reemtsma 40 Prozent der Anteile mit 4 Millionen DM. Die neue Reederei hatte weder ausreichende Mittel noch genügend Zeit, um einen Neubau zu finanzieren.
So schaute man sich, der Not gehorchend, auf dem Gebrauchtmarkt um und wurde auch fündig: Für 12 Millionen DM wurde am 1. Januar 1958 die 26.032 BRT große EMPRESS OF SCOTLAND gekauft. Das nun in SCOTLAND umbenannte Schiff ging zur Überprüfung in Belfast in die Werft. Am 17. Januar 1958 verließ es mit der deutschen Flagge am Heck Großbritannien mit dem Ziel Hamburg. Am 20. Januar 1958 erreichte es den neuen Heimathafen und machte bei HDW (Howaldtswerke) fest. Doch was die Hamburger damals da die Elbe herauf schwimmen sahen, begeisterte sie nicht gerade. Und so erhielt das Schiff auch schnell den Spitznamen SCHROTTLAND … Die feinen Hanseaten müssen damals reichlich geschockt gewesen sein, denn auch der „Spiegel” machte das Schiff zu einem Thema und unkte dabei ziemlich.
Am 27. Februar 1958 ließ die Reederei verlauten, wie das neue Schiff der Hamburger denn heißen sollte: HANSEATIC. Der Name war ein Tribut an den neuen Heimathafen, die
mittelalterliche Hanse und an die kaufmännische Tradition. Besonders die Tradition im Geschäftsgebaren wird noch heute in den norddeutschen Städten gepflegt.
Der Name stand für den wachsenden, aber zurückhaltenden Stolz, den das Schiff als Botschafterin des neuen Deutschland in die Welt hinaustragen sollte.
Aus dem Drei-Schornsteiner SCOTLAND sollte in nur sechs Monaten ein stromlinienförmiger moderner Liner mit zwei Rauchzügen entstehen. Es muss der selbst empfundene Stolz der 2000 Werftarbeiter gewesen sein, der sie antrieb, bei HDW in drei Schichten täglich 24 Stunden an dem Schiff zu arbeiten. Da sich das Geschäft auf der Transatlantik-Route zunehmend zu den Airlines verlagerte, wobei die ersten Düsenclipper in Dienst gestellt wurden, wurde für die HANSEATIC der Focus nicht nur auf den Liniendienst
gelegt. 93 Prozent der Betten an Bord wurden für die Touristenklasse konzipiert. Dabei kopierte man geschickt die Strategie der Holland America Line für die RYNDAM und die MAASDAM.
Von den 1167 Betten der Touristenklasse waren, wie in der Ersten Klasse, 90 Prozent mit einen eigenen Bad versehen. Das Promenaden-Deck wurde dann auch konsequent für die Touristenklasse geöffnet und erhielt eine weiter nach achtern reichende Verglasung. Auf dem Promenaden-Deck wurde der „Alster Club”, das zentrale Foyer, das „Café Helgoland”, Galerien und in seiner achteren Erweiterung das Theater mit 350 Plätzen eingebaut. Auf dem Restaurant-Deck wurde ein zweites Restaurant geschaffen, wie auch der Indoor-Pool renoviert wurde. Das „Dorchester Hotel Deco” der 30er Jahre erhielt eine Aufpolierung; neue Elemente wurden stilsicher hinzugefügt. Oberhalb des Promenaden-Decks wurde ein Außen-Pool neu eingebaut. Die auffälligste Veränderung war jedoch, dass der dritte Schornstein verschwand und zwei neue, modernere Rauchzüge installiert wurden. Später – 1961 – setzte man ihnen noch Gitterhauben auf, mit denen sie verlängert wurden. Der Bug erhielt einen leichten geschwungenen, neuen Steven, und das Vorschiff bekam ein erweitertes Deckshaus. Mit schwarzem Rumpf, roter Wasserlinie und dem veränderten Hanse-Kreuz auf den schwarz getoppten Schornsteinen stach die nunmehr deutsche Lady am 21. Juli 1958 nach New York in See. Die HANSEATIC wurde der eleganteste Liner der Kategorie „Tourist is Top”. HANSEATIC bediente mit ihrer Konzeption den Reisenden und Touristen ebenso perfekt wie die Auswanderer. Daneben waren ihre Größe und ihre Ausstattung ideal für den Kreuzfahrtmarkt, welcher sich Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre zu etablieren begann. Die HAMBURG ATLANTIK LINIE avancierte mit ihr schnell in eine führende Position in den USA. Daneben wurde die HANSEATIC auch das Zugpferd für den aufsteigenden deutschen und deutsprachigen Kreuzfahrtmarkt.
Die HANSEATIC wurde zum Symbolschiff der duetschen Wirtschaftswunderjahre.
Und ein Rasierwasser nahm sie als Werbeträger für ein gleichnamiges Produkt.
Das Schiff war ein Erfolg für Reeder und Investoren. Ihre Kreuzfahrten waren bis 1966 zu 87 Prozent ausgelastet. Die Transatlantik-Reisen brachten es trotz der unübersehbaren Konkurrenz am Himmel auf immerhin 65 Prozent. Dabei transportierte die HANSEATIC 13.854 Passagiere auf Kreuzfahrten aus Europa, 38.964 Kreuzfahrer waren es aus den USA und Kanada. Dazu kamen vier Charter-Reisen für den nordamerikanischen Markt aus Europa mit 1535 Passagieren. Auf den 168 Transatlantik-Reisen trug die HANSEATIC insgesamt 127.919 Passagiere sicher über den Ozean. Und die Buchungen für 1967 sahen sehr vielversprechend aus.
Am 7. September 1966 schlug das Schicksal mit aller Härte zu. Nachdem die HANSEATIC mit einer Armada von Linern am 6. September in den Hafen von New York eingelaufen war, wurde alles für ihre Ostreise vorbereitet.
Brandablagerungen nur noch ein Schatten ihrer selbst, und aus den zerschlagenen Bullaugen ergoss sich das brackige Löschwasser. Außen wies sie nur geringe Schäden auf. Im Innern jedoch herrschte ein Desaster. Verkleidungen abgerissen, Teppiche, wenn nicht rußgeschwärzt, schwammen auf, der Speisesaal schwarz von Ruß, und überall im Schiff hielt sich hartnäckig der Brandgeruch.
Die HANSEATIC wurde zu einer Inspektion nach Brooklyn geschleppt, weil man zuerst noch glaubte, sie könne zu Reparaturen aus eigener Kraft nach Hamburg zurück reisen. Weit gefehlt! So entschloss man sich, den einstigen Stolz zu weiteren Inspektionen und eventueller Reparatur nach Hamburg zu schleppen. Als sie in den Hafen einlief, war sie wie zur Ironie ihres Schicksals über die Toppen geflaggt … Die Hamburger waren ein weiteres Mal entsetzt über das, was dort die Elbe heraufkam. Dieses Mal tat ihnen der Anblick im Herzen weh – ohne jeden Spott.
Das Urteil der Werft fiel ebenso hart wie nüchtern aus: Totalschaden! So wurde die HANSEATIC am 2. September 1966 an den Abwracker Eckhardt & Co. für 15 Millionen DM verkauft. Das war das Ende der „Schönen Hamburgerin” …
Nasskalt hob sich der Morgennebel aus der Elbe. Mit dem Bug Richtung Cuxhaven schob sich der ganze Stolz der Hansestadt seewärts: Die „schöne Hamburgerin” HANSEATIC, Hamburgs erste Linienverbindung nach New York seit dem Zweiten Weltkrieg.
An diesem Morgen winkten nur wenige von den Elbufern herüber. Das verstärkte an Bord das Gefühl, dass das Land bereits hinter dem Flaggenmast zurückgeblieben sei, schimmerte es doch nur diffus durch die weißen Schwaden.
An Deck: Eine ältere Dame, deren Absätze sich in das nasse Teakholz der Planken bohrten und eine Hand an der Reling festgekrallt. An der anderen Hand leichtfüßig ein kleiner Junge: Das war ich … So begann meine Liebe zur See und besonders zu diesem Schiff, der „schönen Hamburgerin”.
Die ts HANSEATIC war eine waschechte Britin, als sie 1929 das Licht der Welt auf der Bauwerft erblickte und 1930 für CANADIAN PACIFIC auf der Transpazifik-Route als EMPRESS OF JAPAN in Dienst gestellt wurde. Auf der Jungfernfahrt nach Yokohama stellte sie dann gleich unter Beweis, was in ihr steckte: sie gewann das pazifische Blaue Band und war das schnellste und zugleich komfortabelste Schiff auf dem Pazifik. In der Folgezeit bediente sie die Linie Vancouver-Yokohama-Kobe-Shanghai-Hong Kong.
Für die, mit der Hilfe von Eugen und Vernicos Eugenides, den ehemaligen Chefs von Axel Bitsch-Christensen und zukünftigen Direktor der HAMBURG ATLANTIK LINIE, geggründete Gesellschaft hatte nicht sofort das ausreichende Kapital, um sich einen Passagierschiffneubau gönnen zu können.
Die neue Gesellschaft legte einen Geschäftsplan vor, heute Businessplan, mit dessen Hilfe man Bundes- un d Landesbürgschaften erhielt, um das Projekt eines neuerlichen hamburgischen Transatlantik Passagierdienstes aufzulegen.
Damals war die EMPRESS OF JAPAN Teil eines den Globus umspannenden Dienstes, der CANADIAN PACIFIC, welcher im 19. Jahrhundert mit der Eisenbahnquerung in Kanada begann. Obgleich sie mit den ersten Kriegstagen 1939 in den Kriegsdienst ging, änderte sie erst 1942 den Namen auf EMPRESS OF SCOTLAND. Es war nicht länger opportun, mit dem Namen des Feindes am Bug gegen selbigen zur See eingesetzt zu werden. Bis 1948 machte sie dann ihren Dienst für die britische Navy. Dabei wurde sie nach dem Krieg zum Rücktransport von Truppen und Flüchtlingen eingesetzt.
rms EMPRESS OF SCOTLAND, ex EMPRESS OF JAPAN - Postkarte, eigene Sammlung
ts HANSEATIC - Kopie eines Gemäldes von Holger Hartleb
Aus dem Kriegsdienst entlassen, ging die EMPRESS OF SCOTLAND gleich in die Werft und wurde wieder zu einem Luxusliner umgebaut. Bis 1950 zogen sich die Arbeiten hin. Da sie nun auf der Route Liverpool-Quebec eingesetzt werden sollte, erhielt sie nicht nur ein verglastes Promenaden-Deck, sondern wurde auch im Innern neu ausgestattet. Nach sieben Dienstjahren wurde sie mit der Indienststellung der beiden Neubauten EMPRESS OF BRITAIN und EMPRESS OF ENGLAND 1957 aufgelegt und zum Verkauf angeboten.Jeweils bis zu Beginn der Weltkriege hatte Deutschland mit seiner Handelsflotte eine führende Position auf den großen Transozean-Routen, besonders auf dem Nordatlantik nach den USA.
Der deutsche Service an Bord war weltberühmt und setzte kaum je erreichte Standards. 1922 führte das zu sehr schnellem Erfolg für den NORDDEUTSCHEN LLOYD und seinen Schnelldampfer COLUMBUS. Aber seit dieser Zeit hatte Hamburg kein wirkliches, reines Passagierschiff mehr für die Prestigeroute nach New York gebaut und eingesetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte man sich in Hamburg ganz konsequent auf die Frachtfahrt. Als dann die HAPAG etwas halbherzig versuchte, die von ihr bereederte ITALIA zu kaufen, was schließlich fehlschlug, wurde Axel Bitsch-Christiensen mit Vernicos Eugenides und seiner Home Lines aktiv. Sie gründeten die HAMBURG ATLANTIK LINIE mit einem Stammkapital von 6 Millionen DM. Weitere 16,5 Millionen DM wurden vom Bürgermeister Max Brauer und dem Senat der Hansestadt garantiert. Am 6. Januar 1958 übernahm der Hamburger Zigarettenfabrikant Philipp Reemtsma 40 Prozent der Anteile mit 4 Millionen DM. Die neue Reederei hatte weder ausreichende Mittel noch genügend Zeit, um einen Neubau zu finanzieren.
So schaute man sich, der Not gehorchend, auf dem Gebrauchtmarkt um und wurde auch fündig: Für 12 Millionen DM wurde am 1. Januar 1958 die 26.032 BRT große EMPRESS OF SCOTLAND gekauft. Das nun in SCOTLAND umbenannte Schiff ging zur Überprüfung in Belfast in die Werft. Am 17. Januar 1958 verließ es mit der deutschen Flagge am Heck Großbritannien mit dem Ziel Hamburg. Am 20. Januar 1958 erreichte es den neuen Heimathafen und machte bei HDW (Howaldtswerke) fest. Doch was die Hamburger damals da die Elbe herauf schwimmen sahen, begeisterte sie nicht gerade. Und so erhielt das Schiff auch schnell den Spitznamen SCHROTTLAND … Die feinen Hanseaten müssen damals reichlich geschockt gewesen sein, denn auch der „Spiegel” machte das Schiff zu einem Thema und unkte dabei ziemlich.
Am 27. Februar 1958 ließ die Reederei verlauten, wie das neue Schiff der Hamburger denn heißen sollte: HANSEATIC. Der Name war ein Tribut an den neuen Heimathafen, die
mittelalterliche Hanse und an die kaufmännische Tradition. Besonders die Tradition im Geschäftsgebaren wird noch heute in den norddeutschen Städten gepflegt.
Der Name stand für den wachsenden, aber zurückhaltenden Stolz, den das Schiff als Botschafterin des neuen Deutschland in die Welt hinaustragen sollte.
Aus dem Drei-Schornsteiner SCOTLAND sollte in nur sechs Monaten ein stromlinienförmiger moderner Liner mit zwei Rauchzügen entstehen. Es muss der selbst empfundene Stolz der 2000 Werftarbeiter gewesen sein, der sie antrieb, bei HDW in drei Schichten täglich 24 Stunden an dem Schiff zu arbeiten. Da sich das Geschäft auf der Transatlantik-Route zunehmend zu den Airlines verlagerte, wobei die ersten Düsenclipper in Dienst gestellt wurden, wurde für die HANSEATIC der Focus nicht nur auf den Liniendienst
gelegt. 93 Prozent der Betten an Bord wurden für die Touristenklasse konzipiert. Dabei kopierte man geschickt die Strategie der Holland America Line für die RYNDAM und die MAASDAM.
ts HANSEATIC in Port Everglades - eigene Sammlung
Unterhalb des zweiten Schornsteines ist der zusätzliche Aufbau zur Aufnbaheme der neuen Erster Klasse Kabinen zu erkennen. Hinter dem ersten Schornstein das Sportdeck
So erhielt die HANSEATIC oberhalb des Boots-Decks ein Penthouse für einen Teil der 85 Erster-Klasse-Passagiere. Damit war gesichert, dass das gesamte Schiff von Bug bis Heck für die Touristenklasse geöffnet wurde. Neben den neuen Aufbauten mittschiffs und achtern erhielt das Schiff ein neues Brückenhaus. Anstelle der Offizierskabinen wurden der „Atlantic Club” und weitere Erster-Klasse-Kabinen eingerichtet. Hier lagen die einzigen drei Innenkabinen der Ersten Klasse, die aber dennoch über ein eigenes Bad mit WC verfügten.Von den 1167 Betten der Touristenklasse waren, wie in der Ersten Klasse, 90 Prozent mit einen eigenen Bad versehen. Das Promenaden-Deck wurde dann auch konsequent für die Touristenklasse geöffnet und erhielt eine weiter nach achtern reichende Verglasung. Auf dem Promenaden-Deck wurde der „Alster Club”, das zentrale Foyer, das „Café Helgoland”, Galerien und in seiner achteren Erweiterung das Theater mit 350 Plätzen eingebaut. Auf dem Restaurant-Deck wurde ein zweites Restaurant geschaffen, wie auch der Indoor-Pool renoviert wurde. Das „Dorchester Hotel Deco” der 30er Jahre erhielt eine Aufpolierung; neue Elemente wurden stilsicher hinzugefügt. Oberhalb des Promenaden-Decks wurde ein Außen-Pool neu eingebaut. Die auffälligste Veränderung war jedoch, dass der dritte Schornstein verschwand und zwei neue, modernere Rauchzüge installiert wurden. Später – 1961 – setzte man ihnen noch Gitterhauben auf, mit denen sie verlängert wurden. Der Bug erhielt einen leichten geschwungenen, neuen Steven, und das Vorschiff bekam ein erweitertes Deckshaus. Mit schwarzem Rumpf, roter Wasserlinie und dem veränderten Hanse-Kreuz auf den schwarz getoppten Schornsteinen stach die nunmehr deutsche Lady am 21. Juli 1958 nach New York in See. Die HANSEATIC wurde der eleganteste Liner der Kategorie „Tourist is Top”. HANSEATIC bediente mit ihrer Konzeption den Reisenden und Touristen ebenso perfekt wie die Auswanderer. Daneben waren ihre Größe und ihre Ausstattung ideal für den Kreuzfahrtmarkt, welcher sich Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre zu etablieren begann. Die HAMBURG ATLANTIK LINIE avancierte mit ihr schnell in eine führende Position in den USA. Daneben wurde die HANSEATIC auch das Zugpferd für den aufsteigenden deutschen und deutsprachigen Kreuzfahrtmarkt.
Die HANSEATIC wurde zum Symbolschiff der duetschen Wirtschaftswunderjahre.
ts HANSEATIC vom Steubenhöft in Cuxhaven ablegend - eigene Sammlung
Der Hamburger Bürgermeister und 500 Ehren- und Premierengäste begleiteten den Stolz der neuen und jungen deutschen Handelsflotte auf der ersten Ausfahrt nach New York, über Cuxhaven, Le Havre, Southampton und Cobh. Ab dem irischen Hafen waren nun 826 Passagiere an Bord. In New York wurde ihr ein triumphaler Empfang bereitet. Die NEW YORK TIMES schrieb: „A symbol of the resurgence of German shipping power!” Am 1. August 1958 machte die HANSEATIC dann ihre Ostreise nach Europa. 11.096 Passagiere buchten noch im selben Jahr ihre Reisen auf der Tranatlantik-Route. Im Februar 1959 machte die HANSEATIC ihre erste Karibik-Reise. Diese startete zwar um 16 Tage verspätet, wegen Maschinenproblemen bei ihrer Ausreise am 20. Januar 1959. Jedoch konnte das ihren Erfolg nicht mehr bremsen. Schon gar nicht im US-Kreuzfahrtmarkt. Das mag auch an der besonders herzlichen Freundlichkeit des Servicepersonals an Bord gelegen haben. Später warb man für die HANSEATIC im angelsächsischen Raum mit dem Slogan: „The friendly ship”. Und in der Tat: Die Stewards lächelten immer herzlich und echt.
ts HANSEATIC und ihr nach Achtern in die Hecksee blickender Speisesaal Erster Klasse - eigene Sammlung, Kopie aus einem HAMBURG ATLANTIK LINIE Katalog
In vielerlei Hinsicht war die HANSEATIC ein Pionier. So war sie der erste Atlantik-Liner, welcher Kreuzfahrten aus Florida mit ihrem Charterer Caribbean Cruise Lines anbot. Es war die HANSEATIC, die Port Everglades als erste zu einem Kreuzfahrt-Hafen machte. Auf ihr wurden, als dem ersten Schiff überhaupt, Kreditkarten zur Zahlung akzeptiert (Oktober 1959). Nebenbei wurde sie auch ein Kinostar in dem Heinz-Erhardt-Film „Drillinge an Bord”.Und ein Rasierwasser nahm sie als Werbeträger für ein gleichnamiges Produkt.
Das Schiff war ein Erfolg für Reeder und Investoren. Ihre Kreuzfahrten waren bis 1966 zu 87 Prozent ausgelastet. Die Transatlantik-Reisen brachten es trotz der unübersehbaren Konkurrenz am Himmel auf immerhin 65 Prozent. Dabei transportierte die HANSEATIC 13.854 Passagiere auf Kreuzfahrten aus Europa, 38.964 Kreuzfahrer waren es aus den USA und Kanada. Dazu kamen vier Charter-Reisen für den nordamerikanischen Markt aus Europa mit 1535 Passagieren. Auf den 168 Transatlantik-Reisen trug die HANSEATIC insgesamt 127.919 Passagiere sicher über den Ozean. Und die Buchungen für 1967 sahen sehr vielversprechend aus.
Am 7. September 1966 schlug das Schicksal mit aller Härte zu. Nachdem die HANSEATIC mit einer Armada von Linern am 6. September in den Hafen von New York eingelaufen war, wurde alles für ihre Ostreise vorbereitet.
ts HANSEATIC brennend am Pier in Manhattan - eigene Sammlung
ts HANSEATIC brennend in NEW YORK - eigene Sammlung
VIer Stunden vor ihrer Ausfahrt brach um 7.30 Uhr früh im Maschinenraum ein Feuer aus. Eine undichte Ölleitung entzündete einen verheerenden Brand. Die drei schon an Bord befindlichen Passagiere wurden rasch evakuiert. Über 250 Feuerwehrmänner versuchten, den Brand unter Kontrolle zu bringen, der sich schnell durch fünf Decks nach oben fraß. Zur Brandbekämpfung wurden in den Kabinendecks die Verkleidungen von den Wänden gerissen und rund 1000 Tonnen Wasser zum Löschen in das Schiff gepumpt. Dabei nahm die HANSEATIC nur wenig Schlagseite und etwas mehr Tiefgang. Trotzdem hielten sich drei Schlepper in Bereitschaft. Die anreisenden Passagiere waren von der Szenerie geschockt und konnten schnell auf andere Schiffe, darunter QUEEN MARY, UNITED STATES und BREMEN umgebucht werden. Um 16:00 Uhr hatte man den Brand endlich gelöscht. Aber die einst so glänzende und stolze HANSEATIC war durch den Rauch und dieBrandablagerungen nur noch ein Schatten ihrer selbst, und aus den zerschlagenen Bullaugen ergoss sich das brackige Löschwasser. Außen wies sie nur geringe Schäden auf. Im Innern jedoch herrschte ein Desaster. Verkleidungen abgerissen, Teppiche, wenn nicht rußgeschwärzt, schwammen auf, der Speisesaal schwarz von Ruß, und überall im Schiff hielt sich hartnäckig der Brandgeruch.
Die HANSEATIC wurde zu einer Inspektion nach Brooklyn geschleppt, weil man zuerst noch glaubte, sie könne zu Reparaturen aus eigener Kraft nach Hamburg zurück reisen. Weit gefehlt! So entschloss man sich, den einstigen Stolz zu weiteren Inspektionen und eventueller Reparatur nach Hamburg zu schleppen. Als sie in den Hafen einlief, war sie wie zur Ironie ihres Schicksals über die Toppen geflaggt … Die Hamburger waren ein weiteres Mal entsetzt über das, was dort die Elbe heraufkam. Dieses Mal tat ihnen der Anblick im Herzen weh – ohne jeden Spott.
Das Urteil der Werft fiel ebenso hart wie nüchtern aus: Totalschaden! So wurde die HANSEATIC am 2. September 1966 an den Abwracker Eckhardt & Co. für 15 Millionen DM verkauft. Das war das Ende der „Schönen Hamburgerin” …
Der im SEEREISEN MAGAZIN publizierte Artkel
Auf
dieser mit Enthusiasmus gemachten Website gibt es mehr über die HANSEATIC I,
ihre Nachfolgerin aus Israel, die SHALOM, die HANSEATIC II und die HAMBURG zu lesen
und zu sehen - Club TS HAMBURG
Es werden
Modelbausätze der HANSEATIC von verschiedenen Herstellern angeboten.
Ein
Kartonmodelbausatz: www.modellbaugen.com
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